August Sander, Linzer Jahre (1901-1909)
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_Nur wenig bekannt war bis heute, dass August Sander bis 1909, bevor er nach Köln übersiedelte, im oberösterreichischen Linz ein professionelles Atelier betrieb, seine Arbeiten erfolgreich in Ausstellungen plazierte, zahlreiche Auszeichnungen erhielt und innerhalb seines Fachs durchaus anerkannt war. Nicht zuletzt aufgrund seiner Beteiligung am kulturellen Leben der damals
60.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt, war ihm ein vielversprechender Start in einer zunächst fremden Umgebung gelungen. Ganz im Sinne der durch die Kunstphotographie geprägten Zeit betätigte sich Sander auch als Maler und suchte in der generellen Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Bild, den Stellenwert des Mediums der Photographie zu steigern. Ihre spezifischen Einsatzmöglichkeiten und Verfahrensweisen wurden erprobt und vor dem Hintergrund kunsthistorischer, häufig im praktischen Experiment erworbenen Erkenntnisse abgewogen.
Viele der in den Linzer Jahren entstandenen Portraitaufnahmen verdeutlichen bereits Sanders große Beobachtungsgabe und frühes Gespür für eine sensible Aufnahmeführung, die er in den 1920er Jahren in eine sachliche Sicht überführte. Lebensnähe und Authentizität statt inszenierter Posen und steifer Atelierkulissen waren von Beginn an seine Maximen für eine gut Portraitaufnahme. Dieser hohe Anspruch spiegelte sich sowohl in einer präzisen Positionierung seiner „Modelle“ als auch in einem individuell abgestimmten, und im Gegensatz zum verbreiteten Stilmix, schlichten Wohnstil. Eine weitere Konsequenz war, dass Sander – wie es für seine Praxis nach dem Ersten Weltkrieg bekannt ist – Einzel- und Gruppenportraits in der Natur, etwa im Garten der Abgebildeten, bevorzugte. Auch lassen sich im Frühwerk des Photographen Beispiele von Berufsbildern, wie jene des in Linz ansässigen Apothekers oder Museumskustos entdecken, für die Sander schließlich mit seinem gesellschaftsbeschreibenden Werk „Menschen des 20. Jahrunderts“ berühmt wurde.
Katalog zur Ausstellung:
August Sander, Linzer Jahre 1901-1909, mit Texten von Gabriele
Conrath-Scholl, Dr. Martin Hochleitner und Dr. Susanne Lange, herausgegeben von der Photographischen Sammlung/ SK Stiftung Kultur und der Landesgalerie Linz am Oberösterreichischen Landesmuseum, München: Schirmer/Mosel, 2005 (224 S., 119 Tafeln, 121 Abb.) – broschierte Ausgabe an der
Ausstellungskasse 29,00 EUR, Hardcover-Buchhandelsausgabe 39,80 EUR
Ausstellungseröffnung: 9. Februar
SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
50670 Köln